VIP-Interview

Nico Santos: „Ich hatte auf jeden Fall die beste Zeit damals“

Lesedauer: 6 min

Aufgewachsen auf der balearischen Insel, machte Nico Santos schon früh Musik. Dabei schrieb er anfangs Songs für andere und feierte erst 2017 seinen eigenen internationalen Durchbruch mit dem Lied „Rooftop“. Auch, weil der Sänger nie einen Plan B hatte.


In Bremen geboren, auf Mallorca groß geworden
In Bremen geboren, auf Mallorca groß geworden
Der Sänger Nico Santos hat schon früh angefangen mit der Musik. Mit sechs Jahren erhielt er Klavier-, Gesangs- und Tanzunterricht.
© dpa
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In Bremen geboren, auf Mallorca groß geworden
Der Sänger Nico Santos hat schon früh angefangen mit der Musik. Mit sechs Jahren erhielt er Klavier-, Gesangs- und Tanzunterricht.
In Bremen geboren, auf Mallorca groß geworden

Vor kurzem startete deine neue Tournee. Gleichzeitig bist du bei The Voice und im Studio, um an deinem dritten Album zu arbeiten. Wie schaffst du das?
Es macht alles unheimlich viel Spaß, aber ohne ein gutes Zeitmanagement würden all diese Dinge nicht funktionieren. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und wusste von Anfang an, dass ich keinen Plan B habe. Da gibt es nur das eine für mich: Musik machen. Die ersten Singles hast du schon veröffentlicht.

Wie weit sind die Arbeiten am dritten Album?
Ich bin so bei 70, 75 Prozent. Die Songs sind soweit alle fertig geschrieben. Ich wollte mich diesmal aber gar nicht stressen lassen. Besonders, weil eben gerade noch The Voice ist und auch die Tournee angefangen hat. Aber ich freue mich jetzt schon sehr auf den Anfang des nächsten Jahres, wenn ich wieder mehr Zeit im Studio verbringen kann.

In den Videos bist du auf Mallorca unterwegs, wo du auch aufgewachsen bist. Ist daher Deutschland eher deine zweite Heimat?
Ich glaube, ich habe zwei Heimaten. Deutschland ist für mich erst zu einer Heimat geworden, weil ich schon seit acht Jahren hier wohne. Aber auf Mallorca lebt meine Familie und auch meine ganzen Schulfreunde von damals. Ein ganz großer Teil meines Herzens bleibt deshalb immer auf Mallorca. Ich war kurz vor der Tournee noch auf der Insel. Das Wetter war mit 25 Grad echt super. Es war einfach schön, noch einmal Sonne zu tanken und Meeresluft zu schnuppern.

Wie war das, auf eine spanische Schule zu gehen? Die Grundschule war auf Katalanisch, oder?
Ja, genau. Auf der Grundschule waren alle Fächer auf Katalanisch – außer das Fach Spanisch. Später auf der weiterführenden Schule war das etwas freier, da durfte man auch öfters Spanisch sprechen. Doch die Mallorquiner sind schon stolz auf ihren katalanischen Dialekt und wollen ihn am Leben erhalten.

Beschreibe doch den Schulalltag ein wenig!
Im Kindergarten gab es nach dem Essen Siesta. Als es dann später in die Schule ging, hat die immer erst gegen 9 Uhr angefangen. Die Lehrer kamen mal, manchmal aber auch nicht. Schule auf Mallorca kann ich also jedem empfehlen (lacht). Ich hatte auf jeden Fall die beste Zeit damals. Schule bedeutete für mich auch immer Freunde treffen.

Wie waren die Lehrer dann so?
Sie haben einem keine Limits gesetzt. Bei uns Schülern hatte jeder eine Rolle oder seine eigenen Talente, die immer gefördert worden sind. So hatte der eine einen bestimmten Schwerpunkt, während sich andere mit anderen Dingen beschäftigt haben, keiner war also an irgendetwas festgebunden. In der Klasse meiner Schwester war Marco Asensio, Fußball-Talent bei Real Madrid, sein Bruder war bei mir.

Was waren deine Lieblingsfächer? Gehörte Musik dazu?
Lustigerweise war ich in Musik nicht so gut. Die besten Noten hatte ich in Geographie. Das war es aber auch schon. Mathe, Physik, Chemie und Biologie habe ich in der achten Klasse abgewählt. Das darf man in Spanien.

Die Karriere

Nico Santos

2021: Zwei Singles, „Summer“ und „Autumn“, veröffentlicht.

2020: Sieger beim „Free European Song Contest“ 2019: Coach bei „The Voice“

2018: Erstes Album „Streets of Gold“ erscheint.

2017: Erste Solosingle „Rooftop“ veröffentlicht.

2012: Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Rapper KY

2007: In Werbespots für C&A

1993: In Bremen geboren. Nach der Geburt Umzug nach Mallorca

Und bist du gerne zur Schule gegangen?
Ich bin wirklich super, super gerne zur Schule gegangen! Das hat sich nie schlecht angefühlt und auch die Lehrer waren immer gut gelaunt. In der Grundschule war ich ein sehr guter Schüler. Ab der achten Klasse wusste ich: „Nico, es gibt wirklich nichts anderes, was dich interessiert, außer Musik - du wirst Musiker!“ Danach war Schule nur noch eine Nebensächlichkeit.

Nach der Schule auf Mallorca ging es nach Deutschland. War das ein Kulturschock für dich?
Ich bin in einer WG mit Medizinstudierenden eingezogen. Da habe ich erkannt, dass zwischen der deutschen und mallorquinischen Bildung schon ein erheblicher Unterschied herrscht. Ich war ziemlich erstaunt.

Du hast gekellnert und auf Hochzeiten gesungen – alles während deiner Ausbildung zum Tontechniker. Wie wichtig waren diese Erfahrungen für dich?
Als Erfahrung war das mega hilfreich. Ich wusste damals, dass ich noch nicht da angekommen bin, wo ich hinwollte. Ich habe aber erkannt, dass es manchmal Zeit braucht. Deshalb schätze ich jede Erfahrung – sei es als Animateur, oder als Kellner – die ich gemacht habe und schätze dadurch meine aktuelle Arbeit umso mehr. Trotzdem hatte ich damals eine geile Zeit.

Ganz persönlich

Meine Fachabiturnote war… eine spanische 5. Da geht es von 0 bis 10. Also gerade so geschafft.

Familie ist mir… persönlich am allerwichtigsten. Ich habe einen unheimlichen guten Draht zu meiner Familie.

An einem perfekten Sonntag… mache ich nix anderes, außer richtig geil irgendwo zu frühstücken und auf der Couch zu liegen.

Meine beste Klassenfahrt… war nach Schweden. Da war ich 14. Wir haben damals unsere ersten Partyerfahrungen gesammelt.

Ich würde gerne mal… nach Südamerika reisen, da war ich noch nie.

Mich nervt… frühes Aufstehen.

Mein Lieblingsessen… ist Sushi.

Im Radio läuft bei mir… jeder Radiosender. Ich höre meistens beim Autofahren Radio. Aktuell einen 80er-Sender.

Stichwort Musik: Wie lässt du dich für deine Songs inspirieren?
Das Schöne an der Musik ist, dass man sich überall inspirieren lassen kann - bei jeder Situation, bei jeder Unterhaltung. Da gehört auch Nostalgie dazu. Die Musik, die man z.B. damals mit seinen Eltern gehört hat oder Geschichten, die man mit seinen Freunden erlebt hat… all das kann sehr inspirieren.

Und wie funktioniert das, wenn du Songs für andere schreibst?
Ich stelle mir das sehr schwer vor. Das ist das Spannende daran: Am Ende steht nicht dein Name davor. Umso mehr kannst du herumexperimentieren.

Was stellst du dir vor, wie der Künstler sich selbst gerne hören würde?
Ich habe auch Film-Soundtracks für Tatort oder Fack ju Göhte gemacht. Da bekommst du einen Film komplett ohne Musikuntermalung und musst selbst die Emotionen vorgeben. Das ist super, super spannend. Ich liebe es, für mich selber Musik zu schreiben. Aber fast genauso spannend ist es eben, das für andere oder für Filme Musik zu machen.

Würdest du das auch in Zukunft wieder für andere schreiben wollen?
Ja, auf jeden Fall! So was will ich nie ganz aufgeben. Alles, was einem Spaß macht und einen inspiriert, dass muss man weitermachen.

Was kann ich als Jugendlicher tun, um erfolgreich im Musik-Business anzukommen?
Dranbleiben! Wenn man das wirklich schaffen will, muss man sehr hart arbeiten, sein Netzwerk ausbauen, aber vor allem muss man einen langen Atem haben.

Wovor muss man sich eher hüten oder stärker verfolgen?
Man muss aufmerksam sein und sich die Leute, mit denen man arbeitet, genau anschauen. Es gibt sehr viele Leute im Business, die dir wirklich helfen können und wollen, aber mindestens genauso viele, die es nicht gut mit einem meinen.

Welchen Traum möchtest du dir unbedingt erfüllen und wie ist dein Plan für die Zukunft?
Einmal auf einer großen Bühne auf Mallorca spielen! Und da ich sonst gerade sehr glücklich bin, wünsche ich mir für die Zukunft nur, dass es immer so weitergeht.

Vielen Dank für das Interview, Nico.

Der Autor
Denis Dworatschek

Ob beim Kegeln oder beim Verfassen von Artikeln: Präzision ist seine Stärke. Dabei studierte Denis Sozialwissenschaften an der Universität Augsburg und interessiert sich vor allem für die Themen Medien, Politik und Technik.